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Offener Brief an die verantwortlichen Planer und Politiker der Stadt Braunschweig
Der Traum von einer Sache: Start des Ringgleisprojektes contra Sanierung Johannes-Selenka-Platzoder die Zweckentfremdung
finanzieller Mittel der Sozialen Stadt im Westlichen Ringgebiet Seit nunmehr 11 Jahren bemühe ich mich ehrenamtlich im Rahmen des braunschweiger
forums um die städtebaulichen Belange der Kinder und Jugendlichen im Westlichen Ringgebiet. Mehr als an anderen Orten sind die Kinder und Jugendlichen auf den öffentlichen Stadtraum zurückgeworfen und kämpfen verzweifelt gegen
die alltägliche Ohnmacht, von der sie niedergedrückt werden. Sie sind eine Art Seismograph für die Erschütterungen in unserem zwischenmenschlichen Beziehungsgeflecht und sind zugleich das wertvolle Kapital für die Gesellschaft von
morgen. Mit Ihrer Hilfe, meine Damen und Herren Politiker, Planer sowie der Redakteure der Braunschweiger Zeitung, ist es uns gelungen den Spielplatz an der Spielstube Hebbelstraße, den Bolzplatz Am Lehmanger, die
Spiellandschaft an der Kramer- / Ekbertstraße, aber auch die Teilgestaltung des Spielplatzes Görgestraße in Zusammenarbeit mit Eltern, Kindern und Jugendlichen zu realisieren. Darüberhinaus haben wir gemeinsam die
Verkehrsberuhigung eines Teilbereiches der Frankfurter Straße in eine Tempo 30 Zone bewerkstelligt und uns über 6 Jahre für den Erhalt der ehemaligen Ringgleistrasse als zusammenhängender Rad- und Fußweg eingesetzt. Viele
Studenten des Fachbereichs Sozialwesen, aber auch Engagierte im Umweltbereich (Öko-scouts und ADFC) sowie Schüler der Teutloffschule, das AWO-Spielmobil, das Jugendzentrum Drachenflug, Mitarbeiter der Stiftung Wohnen und Beraten,
das Clownstheater Clobara und viele Anwohner haben unsere Spielaktionen zur Rückgewinnung urbanen Lebensraumes für Kinder und Jugendliche im Westlichen Ringgebiet tatkräftig unterstützt. Mein persönliches Anliegen war es, den
jungen Anwohnern Mut zu machen, sich für ihr eigenes direktes Umfeld einzusetzen, ihnen das Vertrauen in Politik und Demokratie zu vermitteln. Es ist klar, meine Damen und Herren, dass insbesondere die Kinder viel näher am Jetzt
und Heute interessiert sind und die Zeiträume, in denen städtische Planer und Politiker denken, ihnen unvorstellbar lang erscheinen. Ihre Geduld wurde mehr als einmal auf die Probe gestellt. Im Stillen vertrauten wir, das
braunschweiger forum, auf Ihre Zusage, meine Damen und Herren, den Planungsprozess nachhaltig durch die Mittel der Sozialen Stadt zu beschleunigen. Der Ausbau des Ringgleises als Projekt Nr. 1 wurde uns in zahlreichen
öffentlichen Veranstaltungen zugesichert. Unter dem Aufgebot aller Kraftreserven organisierten wir im Frühjahr 2001 in Zusammenarbeit mit der Stadt und zahlreichen Initiativen, Vereinen und Institutionen ehrenamtlich eine
Auftaktveranstaltung im Westlichen Ringgebiet. Diese diente der Mobilisierung der Bürger und Bürgerinnen, deren Ideen zur Umgestaltung und Aufwertung der Ringgleistrasse uns sehr wichtig erschienen. Hunderte Kinder, Jugendliche und
Erwachsene besuchten die zahlreichen Veranstaltungen. Auch an den darauffolgenden Wochenenden griffen wir gemeinsam zu den Werkzeugen, kämpften uns durch die Dornenhecken und planierten mit eigenen finanziellen Mitteln einen
Teilbereich der Ringgleistrasse zwischen Madamenweg und Kreuzstraße. Dieser Abschnitt diente seither als geschützter Durchgang zu zwei Kindertagesstätten, einem Kinderspielplatz sowie als Abkürzung zum Erreichen der Bushaltestelle
am Madamenweg / Höhe Bunker. Während weiterer Arbeitseinsätze schnitten wir den Abschnitt zwischen Kreuzstraße und Kälberwiese frei und ermöglichten so das Begehen. Während dieser Zeit haben wir Kontakte zu Anwohnern geknüpft,
die uns tatkräftig unterstützten. Immer wieder fragen sie nach, wann es nun endlich weitergehe und immer wieder müssen wir sie auf den Tag X vertrösten. Für die Kinder des Westlichen Ringgebietes bedeutet dieses ganz konkret,
weiterhin ihren Schulweg bzw. Weg zu diversen Spielräumen entlang vielbefahrener, lauter und stinkender 4-spuriger Straßen vorzunehmen. Gesundheitliche Schäden (Lärm, Abgase, Gefährdung durch zu schnell fahrende Autos) sind
vorprogrammiert. Unter dieser Prämisse habe ich den Beschluss des Bezirksrates Westliches Ringgebiet während ihrer Sitzung am 19.2. sowie des Planungs- und Umweltausschusses am 21.2.2002 für die vorrangige Neugestaltung des
Johannes-Selenka-Platzes an der HBK als "Schlag ins Gesicht" erfahren. Obwohl wir, das braunschweiger forum, seit vielen Jahren mit Politikern und Planern der Stadt Braunschweig konstruktiv und erfolgreich
zusammenarbeiten, finde ich es mehr als unfair, wenn wir erst aus der Braunschweiger Zeitung erfahren müssen, dass dieser Platz vor der HBK plötzlich zum Mittelpunkt des Westlichen Ringgebietes erklärt wird. Wie durch Zauberhand
taucht dann urplötzlich eine in meinen Augen eher nüchterne und ästhetisch strenge Grünplanung auf, die uns als zukünftiger "Plaza der Emotionen und Ort für soziale Kontakte" verkauft wird. Seit 11 Jahren habe ich mich
bemüht, Studenten und Lehrende der HBK für unser Projekt "Träume brauchen Spielraum: Mehr Platz für Kinder und Jugendliche im Westlichen Ringgebiet" zu gewinnen. Eine ihrer ernüchternden Antworten lautete: Wir machen
Weltkunst und können uns unmöglich mit den Problemen dieses Stadtteils belasten. Andere wiederum fragten, was ich ihnen zahlen könne. Nach einigen missglückten Anläufen habe ich dann aufgesteckt. Innerhalb der letzten 11 Jahre
erhielt ich einen Anruf und dieser erfolgte vor 2 oder 3 Wochen, in dem die HBK anfragte, inwieweit wir es uns vorstellen könnten, das altbewährte Stadtteilfest von der Frankfurter Straße auf den Johannes-Selenka-Platz zu verlegen.
Meiner Meinung nach ist der Johannes-Selenka-Platz über viele Jahre durch extreme Unwirtlichkeit kein Aushängeschild für die HBK gewesen. Es schließt sich die Frage an: Ist es den kreativen Studenten nicht möglich, ihren Platz
aus eigenen Mitteln und mit eigener Power zu gestalten? Vorbild hierfür sind diverse Braunschweiger Schulen (wie z.B. die HvF im Westlichen Ringgebiet), deren Schüler, Eltern und Lehrer in Eigeninitiative ihre Pausenhöfe in
grüne Oasen sowie zu bunten Spielflächen umgestaltet und anschließend den Menschen vor Ort zugänglich gemacht haben. Niemand hat etwas gegen die Kunst, die die HBK-Studenten hin und wieder auf ihrem Platz zeigen wollen.
Allerdings, mit Verlaub vermerkt, habe ich in "grauer" Vorzeit nicht bemerken können, dass die über lange Zeit einsam drapierten, farbig gestalteten Benzinfässer auf dem Johannes-Selenka-Platz den Staub auf den Seelen der
Anwohner des Westlichen Ringgebietes nachhaltig weggewischt haben. Diese Bemerkung empfinde ich als überaus zynisch, wenn ich an meine diversen Begegnungen kleiner Kinder denke, die in den Wohnblocks am Cyriaksring (Richtung
Arbeitsamt) wohnen und mutterseelenallein sich auf den weiten Weg zum nächsten Spielplatz an der Gutenbergstraße begaben. Vom Lärm und den Abgasen benebelt bot ihnen dieser nüchterne Platz keinen Ort des Verschnaufens und keine
Anregung für ihre Sinne. Aber auch der zukünftige Plan geht nicht auf dieses Manko ein. Ich erlebe, wie sich die moderne Stadt mehr und mehr zu einer Installation entwickelt, angefertigt für den Gebrauch durch die Erfolgreichen,
die Erwachsenen, die Erwerbstätigen. In erster Linie werden deren Wünsche und Bedürfnisse, ihr Ehrgeiz und ihre Eitelkeit, befriedigt. Und für die Gesellschaft der Erfolgreichen kommt es am wenigsten darauf an, wie das soziale
Gefüge eines Stadtteils aussieht. Sie können sich die Kontakte zur Außenwelt sozusagen nach Belieben einkaufen und wenn das Geld einmal knapp werden sollte, gibt es ja immer noch einen "warmen Regen" aus den Fördermitteln
der Sozialen Stadt. Man muss sich nur einig werden, wie man den "Kuchen" aufteilt. Und wenn man hier und da mal einen "Krümel" für die Anwohner bereitstellt, kann man das Ausplündern der Kassen für
Repräsentationsobjekte den Geldgebern der EU auch noch geschickt als soziale Projekte "verkaufen". Die Versuchung ist überaus groß, meine Damen und Herren, so zu verfahren. Allerdings kann ich ihnen jetzt schon
versichern, dass meine Kräfte nicht mehr ausreichen werden, das zu kitten, was an Rissen am Ende übrigbleibt! Wie erklären sie ihr Vorgehen den Kindern und Jugendlichen in diesem benachteiligten Stadtteil? Und bedenken Sie bei
Ihrer Antwort, dass diese jungen Anwohner auf der Schattenseite Braunschweigs nicht an das moderne Märchen vom Schloss und dem gütigen Prinzen glauben. Investitionen in den Stadtteil Westliches Ringgebiet legen die Strukturen für
lange Zeit fest und sind ein Zugriff auf ihre soziale Zukunft. Es ist schon sehr geschickt, die geplante Pferdeskulptur (Symbol Niedersachsens) unter den derzeitigen politischen Verhältnissen erst einmal bei der Gestaltung des
Selenka-Platzes zurückzustellen, denn in Braunschweig regieren jetzt die etwas andern Löwen - da kann es leicht schon mal vorkommen, verfrühstückt zu werden. Mittlerweile hat es auch der verschlafenste Braunschweiger bemerkt, dass
das vorrangige Ziel, das Herrichten der "guten Stube" Innenstadt und das Aufrechterhalten der Schlossfassade die Gemüter der Planer und Politiker nachhaltig beschäftigt. Hey, da ist es eine gute Idee, den geplanten
Brunnen am Selenka-Platz einzusparen, denn es wird für lange Zeit kein "Ännchen von Tharau an den Toren der Stadt" zum Träumen kommen, sollten die Beschlüsse wie beschrieben umgesetzt werden. Während die Kinder am
Rande Braunschweigs bei den derzeitigen Kahlschlägen wieder um Brot und Überleben kämpfen, widmen sich die Mächtigen der Stadt ihren erwachsenen Ritterspielen. Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit. Heiderose Wanzelius
Das Thema: Sparprogramm 2002
Braunschweigs neuer Oberbürgermeister, Dr. Gert Hoffmann, hat die Daumenschrauben angezogen: 20% Kürzungen bei den städtischen Zuschüssen für alle Vereine aus dem
Kultur-, Sozial- und Umweltbereich. Das tut weh ! Die neue schwarz-gelbe Ratsmehrheit geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie möchte dem BUND und dem Umweltzentrum auch gleich noch die Personalkostenzuschüsse streichen, ca.
67.000 Euro in summa. Da schäumt die Umweltseele ! Und das forum ? Natürlich sind auch wir von den Sparmaßnahmen betroffen. Schließlich hat uns die Stadt in den letzten Jahren einen Gutteil unserer Mietkosten
abgenommen (im Jahr 2001 insgesamt 8000 DM) und zudem Projekte wie das Fahrrad-Programm, Vortragsreihen, die RadReiseBörse, die Überarbeitung unserer Ausstellungen und die Aktionswoche zum Ringgleis finanziell gefördert.
Glücklicherweise hängen wir, was das Personal betrifft, nicht so sehr am Tropf der Stadt. Die Arbeit des forums erfolgt ganz überwiegend auf ehrenamtlicher Basis. Und das schon seit mehr als 20 Jahren ! Gleichwohl: Auch wir
werden kürzertreten (müssen). Ein erster Schritt dahin: Im April diesen Jahres zieht das forum in kleinere, kostengünstigere Büroräume in der Chemnitzstr. 7 um. Und wir werden unsere Ausgabenseite kritisch überprüfen.
Vielleicht wird dieser Rundbrief deshalb künftig auch nur noch zweimal jährlich erscheinen. Ganz ohne Unterstützung durch die Stadt wird es allerdings dennoch nicht gehen. Deshalb unser Appell an Politik und Verwaltung: Nehmen
Sie die Sorgen der Vereine und Einrichtungen ernst! Sonst ist das Ehrenamt in Braunschweig bald nichts mehr wert! Hans W. Fechtel
Vorstellung der neuen Mitarbeiterin Tanja Schnock
Liebe Freunde und Mitglieder des braunschweiger Forums, nach langem Ringen mit dem Arbeitsamt um eine AB-Stelle bin ich nun seit dem 1.2.2002 Mitarbeiterin des bs-forums. Mein Name ist Tanja Schnock , ich bin 40 Jahre alt
und von Beruf Dipl. Biologin. Nach meinem Studium in Braunschweig habe ich eine Weiterbildung zur Referentin für Umweltschutzmanagement und Öko-Audit gemacht. Berufserfahrung habe ich im Bereich Umwelt- und Naturschutz gesammelt.
Beim bs-forum werde ich mich hauptsächlich mit dem westl. Ringgleis beschäftigen. Neben Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung und Planung interessiert mich besonders die ökologische Bedeutung des Ringgleises für das westl.
Ringgebiet. Ich möchte in diesem Bereich einige Projekte entwickeln ( z.B. einen Naturlehrpfad entlang des Gleises). Alle 14 Tage trifft sich die Ringgleis AG , in der alle interessierten Menschen herzlich willkommen sind
ihre Vorstellungen und Wünsche zum Ringgleis einzubringen. Die nächsten Termine sind unten aufgeführt, weitere Termine dieser AG sind im Büro des bs-Forum zu erfragen. Meine festen Bürotermine: Di, Do, Fr. 10-14 Uhr
Treffen der AG-Ringgleis Mittwochs 17.30 im forums-Büro: 27.2./ 13.3./ 27.3./ 10.4./ 24.4./ 8.5./ 22.5. Treffen der institutionsübergreifenden „Arbeitsgemeinschaft Soziale Stadt“ mit der Bezirksregierung: 18.4. 18.00 Uhr in der
Hugo Lutherstr.60a. Also dann auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbei ! Tanja Schnock |