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Braunschweiger Zeitung vom 27.11.00 Braunschweiger Forum lud noch einmal zur Diskussion über autofreies Wohnen ein "Qualitätsvoller Städtebau" als Kompromiss tauglich Gibt es in dieser Stadt überhaupt eine Lobby für autofreies Wohnen? Das bleibt
nach der gleichnamigen dreiteiligen Vortragsreihe zum 20-jährigen Bestehen des Braunschweiger Forums zumindest offen. "Den Versuch, ein derartiges Wohngebiet zu bauen, ist es Wert. Denn Interesse ist vorhanden", zog die
freie Verkehrsplanerin Juliane Krause ihr Resümee. Erhebungen in anderen Städten könnten auch auf Braunschweig übertragen werden. "Eine krampfige Diskussion mit lustfeindlichen Reizworten", fand hingegen Wolfgang
Wiechers, Leiter des Amtes für Stadterneuerung. "Wir sind eine Region, die nicht unwesentlich vom Bau neuer Autos lebt." Da sei eine Diskussion über autofreies Wohnen kontraproduktiv. Sollte es in der Stadt
ernsthafte private Initiativen geben, die ein autofreies Wohngebiet forderten, hätten sie die Chance wohl genutzt, ihre Forderungen und Argumente während der drei Diskussionsabende des Braunschweiger Forums zu präsentieren.
Stattdessen war unter den Zuhörern der Anteil von interessierten Mitarbeitern der Stadtverwaltung, insbesondere des Stadtplanungsamtes, sehr hoch. Viele Politiker hingegen befürchteten wohl eine Stigmatisierung und blieben lieber
fern. Dabei hätten gerade sie aus der letzten Veranstaltung am Donnerstag auch Argumente gegen autofreies Wohnen sammeln können. Denn aus Halle an der Saale berichtete Jörn Bergmann vom dortigen Planungsamt, aus
welchen Gründen ein derartiges Projekt in einem bereits bestehenden Wohngebiet in der 260.000 - Einwohner-Stadt letztlich gescheitert ist. Aus dem Plan, die Straßen rund um den Johannesplatz für den Kraftfahrzeugverkehr zu sperren,
ist nur ein 50 Meter langes für den Autoverkehr gesperrtes Straßenteilstück entsprungen. Gerade vor kurzem, musste Bergmann zugeben, hätten "artikulationsstarke autobesitzende Altmieter" den Planungen den
Garaus gemacht, auf einem 250 Meter langen Straßenstück wenigstens zwischen 12 und 16 Uhr ein Einfahrverbot zu erreichen. "Eigentlich ist das Beispiel Johannesplatz eine Chronologie des Misserfolgs." Zu lange, fasste der
Referent zusammen, habe es von der Planung dieser Maßnahme bis zu deren Umsetzung gedauert. In der Zwischenzeit durfte der Verkehr in dem Stadtteil uneingeschränkt fahren. In dem Wohngebiet, so der Ansatz, hätten autofreie Haus
halte bei Wohnungsbewerbungen den Vorzug vor Interessenten mit Autos erhalten. Ein Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegnern komplett autofreier Wohngebiete scheint in Braunschweig gar nicht so fern. So sprach auch
Juliane Krause von unterschiedlichen Möglichkeiten, die ein "qualitätsvoller Städtebau" bieten könne, und war schon wieder auf einer Ebene, auch mit Wolfgang Wiechers. Sein Credo: "Den Verkehr sortieren und dadurch
Lebensqualität schaffen. Also Möglichkeiten zu finden, Autos zum Beispiel in Gemeinschaftsgaragen unterzubringen, anstatt sie vor den Häusern abstellen zu müssen. So etwas werde bei der Sanierung des westlichen
Ringgebietes angestrebt. Zustände wie im östlichen Ringgebiet, wo laut Juliane Krause das Parken auf Gehwegen von der Verwaltung inzwischen toleriert wird ("das wurde uns während der jüngsten Bezirksratssitzung
mitgeteilt"), weil keine Alternativen zur Verfügung stehen, sollten so vermieden werden. Positive Erfahrungen mit autoarmen Gebieten seien in Braunschweig hingegen bereits vorhanden, erklärte Ruth Dirks vom
Stadtplanungsamt. Zum Beispiel in der Weststadt, in Kanzlerfeld, Broitzem oder Stöckheim. Ein Interesse von Eigentümern oder Investoren an autofreien Wohngebieten sei zur Zeit jedoch nicht erkennbar. Allerdings besitzen 28 Prozent
der städtischen Haushalte keinen Wagen. men
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